Heute wurde in Hongkong der Geburtstag von Tin Hau gefeiert und wir waren dabei. Natürlich nicht nur wir, sondern auch tausende andere Menschen.
Der Grund für dieses traditionelle Fest ist die Meeresgöttin Tin Hau, die für ein ehemaliges Fischerdorf wie Hongkong naturgemäß eine große Rolle spielt. Tin Hau sorgt nämlich für volle Fischernetze, für die Sicherheit der Fischer und für gutes Wetter. Und damit die Göttin das ganze Jahr über wohl gestimmt ist, wird ihr Geburtstag zelebriert. Gefeiert wird in den über 70 Tin-Hau Tempeln Hongkongs. Bei den Prozessionen wird die Göttin mit Fa Paus (Papierblumen) beschenkt.
Ganz anders läuft das Festival in Yuen Long ab. Auf den Straßen dieser Stadt in den New Territories gibt es viel beeindruckenderes als ein paar Papierblumen. Das Festival zu Ehren Tin Haus ist eine stundenlange farbenfrohe Prozession, die sich über ein paar Kilometer durch die Straßen von Yuen Long erstreckt und sich durch imposante Drachentänze auszeichnet. Jedem, der zu dieser Zeit in Hongkong ist, lege ich die Tin Hau-Prozession in Yuen Long unbedingt ans Herz.
Löwentänzer und Drachenläufer
Ganz viele Teile der Prozession sind beeindruckend. Auf den ersten Blick sofort sichtbar sind die zahllosen Teilnehmer, die sich hinter den Absperrungen auf der kilometerlangen Strecke drängen und mit Sonnenschirmen, Kameras und Smartphones bewaffnet das bunte Schauspiel würdigen. Und auf den Moment warten, wo ein Drache oder Löwe herankommt um ihn zu berühren, weil das Glück bringt.
Aber am meisten bewundert habe ich die enormen körperlichen Leistungen der Löwentänzer und Drachenläufer. Um einen guten Eindruck über die Dynamik dieser Tänzer und Läufer zu zeigen, verlinke ich auch auf Videos auf meinem You Tube-Kanal. Das muss man gesehen haben.
Hochleistungssport
Und dann muss man wissen, dass diese Männer, teilweise sogar Frauen, mit voller Energie stundenlang die Drachenköpfe und Drachenkörper ständig zum Rhythmus der Trommel- und Tschinellen-Musik bewegen. Neben der Koordination mit rund 20 anderen Drachenläufern, müssen sie mit dem bunten, nicht gerade leichten Stofftier oft sehr schnell laufen. Damit der Drache durchhält, laufen bei jedem Tier mehrere Drachenläufer mit, die sich immer wieder abwechseln. Wenn man die Menschen, die gerade ausgewechselt wurden, ansieht, kann man erkennen, wie erledigt sie sind. Doch nach ein bisschen Pause wechseln sie wieder. Ich würde wahrscheinlich nach 5 Minuten am Boden liegen bleiben. Ich bewunderte jeden einzelnen dieser Hochleistungssportler.
Die Löwentänzer sind immer zu zweit unter einem bunten Tier, das läuft, springt und tanzt. Das ist sicher auch sehr anstrengend. Vor allem für den hinteren Löwen-Tänzer, der ständig den Oberkörper abgewinkelt, mit dem bunten Stofflöwenkostüm belegt, hinter dem Vordermann nachjappeln muss.
Wie angestrengt die Teilnehmer waren, konnte man gegen Ende hin immer mehr sehen, weil die Drachen langsamer und unkoordinierter wurden. Oder weil die Füße der Löwen, also die Hosen der Tänzer, nicht mehr zum Löwenkostüm passen, weil hier schon Tänzer von anderen Gruppen einspringen mussten. Lustig war allerdings, dass alle Teilnehmer Turnschuhe trugen, die optisch so gar nicht zu den tollen Kostümen passen. Aber verständlich ist es auf jeden Fall. Denn sonst wäre die sportliche Leistung nicht möglich.
Ich hoffe, ihr könnt euch an den Bildern genauso erfreuen, wie wir an der Tin Hau-Prozession in Yuen Long.