Heute haben wir einen Kurzbesuch beim Hongkonger Unikat Chungking Mansions in Kowloon gemacht. Ich hab‘ im Reiseführer davon gelesen und mir gedacht, das möcht‘ ich sehen. Wenn geht, aus sicherer Entfernung 😉
Die Chungking Mansions. Ein in den 60er-Jahren erbauter Hochhauskomplex. Bestehend aus fünf separaten 17-stöckigen Wohnhäusern die nur im Erdgeschoß und im 1. Stock miteinander verbunden sind. Ursprünglich als Wohnhaus gebaut, sind diese Häuser heute fast gänzlich zu Guesthouses und Hostelsumfunktioniert. Etwa 90 unterschiedliche Gästehäuser mit angeblich insgesamt ca. 1000 Betten haben sich hier entwickelt. Die Zimmer sollen extrem klein und ebenso extrem einfach eingerichtet sein. Dusche und Klo quasi ineinander verschmolzen. Kein Kasten. Kein Platz zwischen den Betten. Dafür sind die Zimmerpreise extrem niedrig. Daher bei Rucksacktouristen und Reisenden aus armen Ländern sehr beliebt. Laut Wikipedia sollen hier Menschen aus über 100 Ländern vorbeikommen. Im Reiseführer stand „…die perfekte Mischung aus Mumbai und Shanghai“.
Soweit das grundsätzliche Blabla. Wirklich interessante Details sind u.a. auf Wikipedia zu finden.
Skurriles Treiben
Wir waren also dort. Zum Glück konnte ich Susanne davon abhalten, dass wir uns die Zimmer in natura ansehen und zu einem dieser Hostels hochfahren. Wir sind nur im Erdgeschoss herumgewandert. Haben Fotos gemacht. Haben uns das Treiben und die Touristenschlangen vor den Liften angesehen. Uns war nicht ganz klar, ob die Sicherheitsleute vor den Aufzugstüren abschrecken oder beruhigen sollen. Also haben wir uns die zahllosen, unterschiedlichen, skurril kleinen Geschäftchen und Garküchen angesehen. Haben uns den nicht enden wollenden Verkaufsversuchen der Händler widersetzt. Dort wird alles verkauft, was der Rucksacktourist am nötigsten braucht: Koffer und Taschen, Smartphones mit und ohne SIM, alle erforderlichen Kabel, Reisestecker und viel und billiges Essen. Manches roch gut manches echt erbärmlich. Auf jeden Fall war die ganze Ebene von den Gerüchen der kleinen Küchelchen erfüllt.
Dunkle Gänge und Hinterhöfe
Wir haben uns auch durch dunkle Gänge in die Hinterhöfe getraut. Dort habe ich zum ersten Mal eine Kakerlake „in echt“ gesehen. Viel größer als ich dachte und echt ekelig. Und nirgendwo eine Ratte, die ihr den Garaus gemacht hätte. Wo sind diese Ratten, wenn man sie ‚mal braucht. Denen graust sicherlich genauso wie mir.
Ich weiß nicht so recht, wie ich das Gesehene beschreiben soll. Ich kenne nichts in Wien, das ich als Vergleich heranziehen könnte. Ich habe auch sonst noch nie etwas Vergleichbares gesehen. Bestenfalls verdreckte Seitengassen in Trastevere in Rom. Die waren aber nicht in einem Gebäude mit engen Gängen, max. 2,20 Metern Deckenhöhe und gänzlich frei von Tageslicht.
Die Zimmer haben wir, wie gesagt nicht gesehen. Es wird aber behauptet, dass die oberen Stockwerke und die Guest Houses und vor allem die Zimmer durchwegs sauber und tadellos sein sollen. Nur eben extrem klein und eng.
Abstoßend und faszinierend zugleich
Seltsam ist, dass ich das alles einerseits abstoßend und geradezu gruselig empfand. Andererseits aber auch eine Faszination und Anziehung davon ausging und mich extrem neugierig machte. Doch nicht so neugierig, dass ich dem Vorschlag von Susanne, dort sofort eine Probenacht zu verbringen nachkommen wollte.