Jetzt war sie wieder da. Die Herausforderung. Links fahren. Super ist allerdings, dass unser Leihwagen – der klassische Proton Wira – eine Automatik hat und wir uns so wenigstens nicht auf das Schalten mit der linken Hand konzentrieren müssen. Allerdings betätigen wir oft die Scheibenwischer statt dem Blinker. Es ist echt ein komisches Gefühl, aber auf der Strecke Richtung Ipoh fuhren wir auf der schwach befahrenen Autobahn und dort kann man sich wirklich ganz gut ans links fahren gewöhnen.
Ohne detaillierte Straßenkarte mussten wir uns durchfragen, um die richtige Abzweigung bei Ipoh zu finden. Als wir dann noch ein Schild Richtung Cameron Highlands sahen, fühlten wir uns auf dem richtigen Weg, weil die zwischen Ipoh und dem Urwald liegen.
Statt der eingezeichneten Autobahn fanden wir uns auf einer kurvenreichen Berg-und-Tal-Fahrt wieder. In einer total hübschen sanfthügeligen grünen Landschaft hätten wir die Fahrt genießen können. Doch zum Einen wussten wir nicht, wo wir uns befanden, wie lange wir noch fahren sollten und die eigentliche Herausforderung war der fast leere Tank. Am Straßenrand sind immer die Kilometer bis zur nächsten Ortschaft angegeben. Es waren nur noch 10 km. Doch nach 10 km genau nichts, außer der nächsten km-Angabe. Da es hier offenbar keine Abzweigung, keine Orte und sonst nichts gab, fragten wir ein paar Mal nach einer Tankstelle nach. Die Antwort war jedesmal das gleiche. Wir sollten einfach die Straße weiter entlang fahren und nach 20, 15, oder 10 km würde die Tankstelle kommen. Es kam aber keine.
Und dann leuchtete auch schon die Tankanzeige auf. Und es begann zu regnen. So als kleine Draufgabe. Nach 10 Mal fragen trafen wir auf ein Fahrschulauto, dem wir zu 3 km entfernten Tankstelle folgten. Nach 2 Schlaglöchern war aber erst mal Stopp für uns. Wir hatten einen Patschen. Und blieben mitten auf der Straße stehen. Wer Fredy kennt, weiß, dass er eigentlich schon seit 6.15 Uhr in der Früh gestresst war, weil er nicht wusste, was ihn erwarten würde. Aber jetzt waren seine Nerven ganz am Ende.
Er hörte auf, die Tankanzeige zu fixieren, sprang aus dem Wagen, riss den Kofferraumdeckel auf, schmiess unser Gepäck auf den Boden und holte den Reservereifen aus dem Kofferraum. Natürlich regnete es noch immer und am Straßenrand, da wo der kaputte Reifen war, stand 7 cm hoch das Wasser. Die Radmuttern waren – wie war es anders zu erwarten – total fest zugeknallt. Inzwischden kochte die blanke Wut in Fredy und beim Versuch die Radmuttern zu lösen hob er gleich mal das Auto 5 cm vom Boden ab. In Rekordzeit wechselte er den Reifen. Und zum Abschluss schleuderte er seine nassen Lederschlapfen in den Straßengraben. Man muss allerdings dazu sagen, dass viele Autofahrer stehen blieben und fragten, ob wir Hilfte bräuchten. Doch Fredy vertrieb sie alle.
Jetzt lagen auch meine Nerven blank. Ich schaffte es nicht, Fredy zu beruhigen. Also parkte ich mich ein und wollte zu Fuß weiter suchen, damit wir nicht den ganzen Benzin mit suchen im Ort verfahren. Fredy schaffte es dann, von einem Reifenhändler rund 10 Liter Benzin zu bekommen. So sollten wir es ohne Probleme in das 95 km entfernte Gua Musag schaffen. Endlich war mal ein Ort mit einem echten Wegweiser angeschrieben. Als wir endlich in Gua Musag eintrafen, mussten wir nur noch 5 Mal fragen. Und dann. Da war sie. Die seit 200 km herbeigesehnte Tankstelle. Erleichterung machte sich breit. Zur Feier kauften wir uns 2 Cola.
Es war bereits 18 Uhr und wir beschlossen noch bis ins 100 km entfernte Kuala Lipis zu fahren. Es war ganz easy zu finden, doch dauerte es ziemlich lange, weil es um 18.30 Uhr schon dunkel wurde, die Straßen wieder total geschlängelt waren und zahlreiche LKWs unterwegs waren. Am impossantesten waren die Holztransporter, die mit max. 10 km/h und Holzstämmen die 2 m im Durchmesser waren – eben Urwaldriesen – die Straße entlang krochen. Um 21 Uhr waren wir endlich in Kuala Lipis und fanden noch einen netten Mopedfahrer, der uns den Weg zu einem Hotel zeigte, das wir uns aus unserem Reiseführer ausgesucht hatten. Endlich konnten wir frisch geduscht und erschöpft ins Bett fallen.
Bis 3.10 Uhr. Da hörten wir eine Alarmanlage. Also sprang Fredy ins Gewand und schaute zu unserem Auto. War alles in Ordnung und wir hörten nichts mehr. Um 5.30 Uhr hörten wir nicht nur den Muezzin, sondern auch wieder das Alarmanlagengeräusch. Also schaute Fredy nochmals zum Auto. Wieder alles in Ordnung und trotzdem das Geräusch. So wussten wir, dass wir uns deswegen keine Sorgen machten mussten. Also konnten wir beruhigt weiterschlafen.
Und übrigens, bei der ganzen Aufregung haben wir kein einziges Foto gemacht.
2 Gedanken zu „Reine Nervensache“
Hallo Ihr 2 Urwaldhelden,
Wahnsinn, diese Reifenpanne!! Da ist ja jene von Sue und mir auf Santorin im Juni gar nichts dagegen gewesen. Ich freu mich schon total auf Fredis gestenreiche Schilderungen der Situation :-))))))!!! Hauptsache alles ist gut gelaufen. Und für diesen Stress wurdet ihr ja dann mit einem wunderbaren stressfreien Urwalderlebnis entlohnt! Genießt den Rest des Urlaubs.
Ganz liebe Grüße,
Ruža
Hallo ihr Urlauber!
Übrigens, ohne FOTO glauben wir nicht was hier geschrieben steht ;-))
Freddy und ausrasten …. sowas gibt es gar nicht … Sue und Nerven verlieren … unmöglich …
LG
M&M