Also eines vorweg: Uns hat Hoi An wirklich gefallen. Wir hatten hier ein paar wirklich sehr schöne Tage verbracht. Wir hatten super Wetter, keine Eile und waren ziemlich entspannt. Und wir haben wirklich immer sehr gut zu Abend gegessen. Jedes der gewählten Lokale hat uns wirklich sehr gutes, teils wirklich lokales, teils auch etwas verwestliches Essen kredenzt.
Aber wir haben in Hoi An auch auf ganzer Linie versagt. Als Touristen. Es gibt so viele Dinge die man in Hoi An, als Tourist zu machen hat – zumindest wurde uns das vom Reiseführer, von YouTube und von der Hotelmanagerin eingebleut – und wir haben das in unserer renitenten Art, alles nicht gemacht.
1. Abendliche Bootsfahrt am Fluss im Lampion-beleuchteten Boot
Haben wir nicht gemacht. Wir haben uns lieber die zwei Millionen beleuchteten Boote von der Uferpromenade aus angesehen. Haben uns gefreut, dass wir bei der herrschenden Hitze keine Schwimmwesten tragen mussten. Haben uns dabei zerkugelt, wenn die Bootsinsaßen sich flach auf den Bauch legen mussten um nicht mit dem Schädel gegen die Brücke zu donnern. Ebenso lustig war es zuzusehen, wenn 10 Boote gleichzeitig auf die 3 Boote breite Durchfahrt unter der Brücke zusteuerten. Zumindest 7 davon waren Verlierer.
2. Schiffchen mit Kerzchen zu Wasser lassen
Haben wir nicht gemacht. Obwohl wir im Laufe unseres Aufenthalts bestimmt 50 Mal bedrängt wurden, doch ein kleines Papierschiffchen mit Kerzchen zu kaufen und es am Fluss auszusetzen. Wir waren uns einig, dass das zwar nett aussieht, aber auch eine ziemliche Umweltverschmutzung ist, die nicht sein muss und nix bringt.
3. Cooking Class
Haben wir nicht gemacht. Es scheint in Hoi An noch beliebter zu sein, als im gesamten Rest Vietnams, an einer sogenannten Cooking Class teilzunehmen und zu lernen wie man Fleisch und Gemüse in Reispapier einwickelt um es dann „Vietnamese Summerroll“ zu nennen. Abgesehen davon hat Susanne sowieso mehrmals etwas – wie beispielsweise Banh Xeo – gegessen, das sie zuerst selbst am Teller zusammenbauen musste und am Ende irgendwie wie so eine Summerroll ausgesehen hat.
4. Street-Food-Tour
Haben wir nicht gemacht. Obwohl wir das eigentlich recht gerne machen. Mit einem Guide durch die Straßen der Stadt zu ziehen und verschiedenes Street-Food kennenzulernen, sowohl informativ als auch geschmacklich. Aber irgendwie war uns in den Straßen zu viel los. Und wir hatten auch nicht so richtig Bock dazu. Und da wir sowieso immer sehr gut gegessen hatten, bestand auch überhaupt kein Anlass mehr.
5. Lokale Schneider
Haben wir nicht gemacht. Wir wissen nicht so genau warum, aber es scheint Gang und Gäbe zu sein, dass man als Tourist in Hoi An zum lokalen Schneider geht und sich etwas maßschneidern lässt. Es gibt unzählige „Tailor“ hier, bei denen man sich etwas „bespoken“ machen lassen kann und es in 24 Stunden abholen kann. Und in vielen Reseberichten haben wir davon gelesen, dass das auch intensiv in Anspruch genommen wird.
6. Partnerlook
Haben wir nicht gemacht. Auch da wissen wir nicht warum, aber auch das scheint in Hoi An üblich zu sein. Wir sahen viele Pärchen und auch ganze Familien im Partnerlook herumlaufen. Das besondere daran ist, dass das was sie anhaben ausgesprochen… naja… seltsam bis geschmacklos war. Beispielsweise Kleider und Anzüge, über und über mit Bananen bedruckt oder mit Ananas oder mit Philodendren. Quasi wie ein Hardcore-Hawaii-Hemd aber von den Schultern bis zu den Knöcheln. Verschärfend gibt’s dann noch gleich gemusterte Hüte und Handtaschen und Tücher dazu.
Tatsächlich hätte ich uns auch gerne ein solches Outfit angeschafft. Aber Susanne ließ sich nicht dazu überreden. Und ihr wisst, wenn sie nicht mag, mag sie nicht.
7. Sehenswürdigkeiten von Hoi An
Haben wir nicht gemacht. Hoi An ist ja an sich eine Sehenswürdigkeit. Also die Altstadt als Gesamtes. Aber es gibt auch, ich glaube 18 ausgewiesene Sehenswürdigkeiten. Das sind historische Gebäude, Tempel, Pagoden, Handelshäuser diverser Gilden u.s.w.. Die bekannteste von ihnen ist wohl die sogenannte „japanische Brücke“, eine wirklich alte, massive Holzbrücke, von der japanischen Handelsgilde errichtet. Überschritten und fotografiert haben wir sie schon. Mehrmals. Und wir lasen, dass in der Hauptsaison bzw. vor Corona sogar das kostenpflichtig sei. Aber den Museumsteil der Brücke haben wir geflissentlich ignoriert. So wie auch alle anderen der als solche gelisteten Sehenswürdigkeiten. Banausen.
8. Cyclo
Auch sehr beliebt, haben wir auch nicht gemacht. Cyclos sind quasi Fahrrad-Rikschas. Dreirädrige Fahrräder, vorne eine breite, bequeme Sitzbank für den Touristen, hinten ein Sattel und zwei Pedale für den tretenden Vietnamesen. So werden Scharen von Touristen durch die Altstadt befördert. Sieht ein bisserl aus, wie auf der Geriatrie. Manchen Touristen sieht man an, wie sie sich als „Kolonialherren“ fühlen und es als recht und billig ansehen, von ihrem „Boy“ befördert zu werden. Selbst wenn sie selbst Chinesen oder Vietnamesen sind. Anderen sieht man wiederum an wie unangenehm es ihnen ist, dass sich hinter ihnen ein kleiner Vietnamese sein Auskommen erstrampelt, damit sie bewegungsarm durch die Stadt kommen.
Uns war es irgendwie zu peinlich da mitzufahren. Wir haben lieber zugeschaut.
9. Cham-Tempel in My Son
Haben wir nicht gemacht. Ein beliebtes Ausflugsziel, etwa 25 km westlich von Hoi An gelegen, sind die Tempelanlagen der Cham in My Son. Eigentlich schon interessant. Irgendwie eine Mischung aus den Tempeln in Bagan (Myanmar) und den Tempeln in Ankor (Kambodscha). Aber ich denke wir waren etwas zu faul und mir war etwas mehr als nur etwas zu heiß.
10. Bana Hills
Haben wir nicht gemacht. Ein noch beliebteres Ausflugsziel, etwa 40 km nordwestlich von Hoi An gelegen, ist Bana Hills. Ein wieder von Sunworld errichteter Abenteuerpark, mit der ziemlich bekannten „goldenen Brücke“. Das ist eine Brücke die einfach nur so über dem Wald schwebt, gehalten von zwei riesigen Händen aus Beton. Sie hat keinerlei Funktion, außer cool auszusehen und Must unter Intstagramern zu sein. Sie ist eigentlich schon imposant, aber irgendiwe hat das Ding nichts wirklich mit Vietnam zu tun. Es ist eigentlich ein zum Wahrzeichen hochstilisierter Vergnügungspark. Ein bisserl Disneyland auf Vietnamesisch.
11. Was wir weiters nicht gemacht haben
- Keinerlei Bootsfahrt, trotz permanenter „Wannaboh“-Angebote.
- Keinerlei Klimbim gekauft, trotz permanenter „Wannabei“- oder „Shoppee“-Angebote.
- Keinerlei Massagen machen lassen, trotz permanenter „Massaa“-Angebote, von teilweise wirklich entzückenden Vietnamesinen.
- Wir sind auch in kein Lokal (Essen, Kaffee, Cocktail) gegangen, welches mit „Cheaprie“ beworben wurde.
- Gelernt haben wir aber, dass man wirklich alles mit „Happy Hour“ bewerben kann. Also nicht nur 2 Cocktails zum Preis von einem, sondern auch Massagen, Souveniers, Essen, Klumpert jeglicher Art, einfach alles.
8 Gedanken zu „Anti-Hoi An“
also, so ein Bananen – Ananas Outfit wäre sicher lässig gewesen 🤣😂🤣 …. LG Marion
Ich habe sehr massiv dafür plädiert, aber Susanne war nicht zu erweichen. Hatte keine Chance. Aber das kennen wir ja schon.
Ja ,ehrlich gesagt beim schnellen hinschauen bei den Cyclo Fahrten,dachte ich zuerst auch dass es so eine Art Geartrie Ausflug oder halt wenn geh verhindert ist, dass sie dann so gefahren werden. Dankeschön für die Aufklärung !!!
Bei den lustigen Anzügen mit Bananen usw. … denke ich hätte ich auch gepasst ggg
Da blieb euch wohl einiges erspart ,weil ihr die beleuchteten Bootsfahrten am Land angesehen habt ggg ( Flachlage…ggg
Was lernen wir auch daraus,man muss nicht alle angepriesenen Sachen durchmachen,dass man ja alles gesehen hat und nichts versäumt hat,keinen Stress zu haben und auch geniessen, das ist schön !
Danke Andreas für die gute Erklärung und den Denkanstoß !
LG und Winke Winke
Ja, gerne. Wir versuchen ja tatsächlich nicht immer alles machen zu müssen. Sonst wird sogar der Urlaub zum Stress.
Also wirklich widerspenstige Touristen stelle ich fest, aber ich denke diese Tage waren ganz ohne diese „must see“ Events auch sehr beeindruckend und abwechslungsreich 😉👍.
Und so ein Bananenoutfit wäre ein Geschenk für deinen nächsten Geburtstag lieber Andreas 😃
Ganz bestimmt waren sie das. Auch ohne den angesagtesten Touristen-Beschäftigungs-Aktionen. 🙂
Das Bananen-Outfit funktioniert nur im Partner-Look. 😉
Also ehrlich, an euch beißen sich die ja echt die Zähne aus! Sowas von beratungsresistent :):):)
Das alles, was da so empfohlen wird, könnt ihr ja in 20-30 Jahren, wenn ihr mit einer „betreuten Reise“ nochmal dort vorbeikommt, auch noch nachholen. Und wenn ihr jetzt nicht das Gefühl habt, dass ihr was versäumt habt, dann habt ihr auch alles richtig gemacht.
Stell dir vor, du gehst hier in Österreich mit so einem Bananenanzug zum Billa… Die finden dich ja gar nicht mehr in der Obstabteilung 🙂
Eine betreute Reise nach Vietnam?… Ich weiß nicht… Ich denke in 30 Jahren geht nurmehr Weinviertel.
Nein, wir haben definitiv nicht das Gefühl etwas versäumt zu haben. 🙂
Wenn ich in dem Outfit zum Billa geh‘, werde ich wohl eher festgenommen. Ja, außer ich versteck‘ mich in der Obstabteilung. 🙂