Endlich war der Tag gekommen, an dem unsere eigentliche Reise in die Antarktis begann. Der Tag der Einschiffung. Relativ zeitig, nämlich um 7.30 Uhr, stellten wir ordnungsgemäß unsere Koffer vor die Zimmertüre, nachdem wir sie mit beschrifteten Kofferschildern versehen hatten. Bis 15.45 Uhr hatten wir noch Zeit zu unserer freien Verfügung.
Regenwetter vereitelt Feuerlandausflug
Es gab zwar das Angebot an einem optionalen Ausflug in den Tierra del Fuego-Nationalpark teilzunehmen. Doch bereits am Vorabend hat uns die Vertreterin des lokalen Reisebüros darauf hingewiesen, dass für den ganzen Mittwoch Regen angesagt ist und uns gleichzeitig von diesem Ausflug nach Feuerland recht intensiv abgeraten. Bei strömenden Regen durch das Zentrum von Ushuaia zu spazieren reizte uns auch nicht, zudem wir das eh schon am Vortag inspiziert hatten. Also blieben wir im Hotel und begannen den Tag mit einem ausgedehnten, gemütlichen Frühstück.
Die Wettervorhersage stimmte sehr genau und es regnete den ganzen Tag in Dauerschleife. Also genossen wir einfach die restliche Zeit auf einer gemütlichen Couch des Hotel Arakur. Der Blick von Berg hinunter zum Hafen wäre großartig gewesen, wenn er nicht so regenverhangen gewesen wäre. Trotzdem konnten wir unser Schiff, die MS Sea Spirit sehen, die zeitig in der Früh im Hafen von Ushuaia eingelaufen war.
Einschiffung auf der MS Sea Spirit
Um 15.45 Uhr wurden wir mit dem Bus abgeholt. Für mich war es zu diesem Zeitpunkt noch immer unrealistisch, dass wir schon ganz bald am Weg in die Antarktis waren. Der Bus fuhr ins Hafengelände auf den Pier und wir stiegen direkt vor unserem Schiff aus. Jetzt war es wirklich so weit. Bei leichten Regen bestiegen wir unser Schiff MS Sea Spirit. Die Crew und das Expeditionsteam standen Spalier und hießen uns sehr freundliche und herzlich willkommen. Mit einem Begrüßungsgetränk in der Hand und ein paar Häppchen wurden wir auf Deck 3 in der Oceanus Lounge begrüßt. Kurz danach checkten wir am gleichen Deck an der Rezeption ein und wurden von unserem Kabinensteward Ronald zu unserem Zuhause für die nächsten 20 Tage gebracht. In der großzügigen Kabine standen schon unsere Koffer da und wir konnten uns gleich einrichten.
Erstes Briefing
Um 17 Uhr trafen sich die 114 frisch geboardeten Gäste zu einer ersten Einweisung. Die Expeditionsleiterin und das Expeditionsteam stellten sich vor. Die erste Sprache an Bord ist Englisch. Doch mittels Audioguides übersetzten Mitglieder des Expeditionsteams alles auf Deutsch, Chinesisch und Russisch. Auch die Durchsagen, die überall am Schiff und auch in jeder Kabine zu hören sind, werden in diesen Sprachen durchgegeben. Dazu zählen beispielsweise Wakeup-Call, Aufrufe zu Vorträgen, wann das Essen beginnt sowie die Aufrufe für die Zodiacfahrten und Anlandungen. Und natürlich auch immer, wenn es vom Schiff aus interessante Sichtungen wie beispielsweise Wale gibt.
Beim ersten Briefing erklärte uns unsere Expeditionsleiterin Lauren, dass starker Wind angesagt war und empfahl uns allen vor dem Schlafengehen prophylaktisch Tabletten gegen Reisekrankheit zu nehmen. Die gibt es hier am Schiff jederzeit sowohl auf der Krankenstation als auch an der Rezeption für jeden Reisenden. In einem Plausch mit der Schiffsärztin erzählte sie uns, dass Asiaten tendenziell schneller und mehr seekrank werden. Für Schiffscrews, die ja zum Großteil aus Philippinen bestehen, wohl eine echte Herausforderung. Und für uns gleich in der ersten Nacht der Test, ob wir seefest sind.
Abfahrt und Übung mit Rettungswesten
Zum Ablegen gingen wir alle auf Deck 4, das einen Außenbereich hat, der rund um das Schiff führt. Nun war der Moment da, wo es wirklich los ging und wir legten ab um über den Beagle Kanal Richtung Meer zu fahren.
Anschließend gab es eine erste Sicherheitsübung. Sieben kurze und ein langer Ton bedeuten, dass man die Schwimmweste aus der Kabine holen und damit zu seiner Muster Station gehen muss. Wir wurden einzeln aufgerufen, um zu checken, ob auch wirklich alle bei der Sicherheitsübung dabei sind. Danach legten wir kollektiv die Schwimmwesten an, während manche an den Film Titanic dachten, und folgten unserem Steward aufs Außendeck, wo wir uns an der Reling aufreihten. Kurz danach war es vorbei und wir durften zurück.
Expeditionsparka und Gummistiefel ausfassen
Nach dem Abendessen erhielten alle ihre roten Expeditionsparkas, die wir behalten dürfen sowie die Gummistiefel, die nur für die Zeit der Reise geborgt sind. Wiederbefüllbare Trinkflaschen, die eigentlich Beutel sind, lagen bereits in unseren Kabinen zu unserer Verfügung bereit.
Nun war der offizielle Teil des Abends vorbei. Der erste Eindruck war sehr positiv. Alle sind sehr freundlich und hilfsbereit. Und nun nahmen wir bei schaukeligem Seegang unsere erste Dusche gleich mal unter nicht alltäglichen Bedingungen. Es fühlte sich zwar etwas eigenartig an, funktionierte aber trotzdem erstaunlich gut. Und bereits beim ersten Toilettengang lernte ich, dass ich unbedingt die Türe zusperren muss, wenn ich nicht möchte, dass sie sich durch das Schaukeln öffnet und genau auf meine Kniescheibe knallt.
Geschlossene Bullaugen
Leider wurden wegen der hohen Wellen und des starken Windes alle Bullaugen auf Deck 2 und somit auch in unserer Kabine mit den Metalldeckeln verschlossen. Ich fand das extrem schade, weil ich es beim Schlafen nicht stockdunkel mag. Damit wir uns im Raum etwas orientieren können, ließen wir im Bad ein Licht brennen. Damit ging es in die erste Nacht am Schiff.