Zuerst dachten wir, es würde trotzdem nicht funktionieren, weil wir nichts verstanden. Doch die Japanerinnen in ihrer freundlichen und hilfsbereiten Art zauberten eine Kollegin herbei, die ein paar Brocken Englisch sprach und so konnten wir doch noch unsere Metamorphose für den nächsten Tag organisieren.
Man mag es kaum glauben, aber Sonntag in der Früh war ich schon aufgeregt. Obwohl ich mich schon aufs Geisha-sein freute, machte ich mir unendlich viele Gedanken. Beispielsweise darüber, ob mir kalt werden würde, ob und wie ich mit diesem Gewand auf die Toilette gehen kann, ob die Schuhe groß genung sein werden, ob mich der Obi einschnüren wird, ob der Lippenstift nicht zu grell sein wird, ob ich überhaupt mit diesem Gewand sitzen kann und noch ganz vieles mehr.
Jedenfalls standen wir um 10 Uhr zur Verwandlung bereit. So einen Frauen-Kimono anzuziehen ist eine recht aufwendige Prozedur. Das fängt mit einem Unterkleid noch recht einfach an. Danach kommen die lustigen Socken, die recht mühsam mit 4 Häkchen zugemacht werden. Alle Schichten die nun weiter folgen, kann man nicht mehr alleine anziehen. Weitere Wickelröcke und Oberteile werden mit Bändern und Tüchern und sogar einer Art Handtuch herum gewickelt und verschnürt. Der Kimono selbst wird ebenso verschnürt und drum herum kommt natürlich ein Obi. Insgesamt haben drei Japanerinnen an mir gewerkt, wobei sie den Kimono nochmals geöffnet haben, um ihn so zu falten, dass er länger wird. Sie wollten natürlich auch gleich wissen, wie groß ich bin und haben bei meiner Schuhgröße 42 noch größere Augen gemacht. Schlussendlich war ich fertig gekleidet und sehr überrascht, dass er viel bequemer sitzt, als es aussieht bzw. ich gedacht habe. Danach zauberte mir die Frisörin noch meine Haare zu einer Hochsteckfrisur.
Aufsehen gab es in diesem Aufzug natürlich eine ganze Menge. Geisha und Samurai-Touristen erwecken sowieso Aufmerksamkeit. Doch in Normalfall handelt es sich dabei auch um Asiaten. Dass wir als Europäer in diesen Gewändern steckten war schon etwas Besonderes. Und viele alte Leute freuten sich offenbar sehr darüber, dass wir diese Gewänder angezogen hatten und darin durch die Stadt schritten bzw. trippelten.
Dieser wunderbare Tag hat mich sehr glücklich gemacht und ich habe die vielen wohlwollenden Blicke und ganz lieben Komplimente sehr genossen und werde mich sicher noch sehr lange und oft an die Geisha Sue erinnern.
Ein Gedanke zu „Geisha & Samurai“