Im ersten Moment dachte ich, ich hätte mich verhört. Morgendurchsage um 5 Uhr in Gold Harbour. So brach der letzte unserer drei Tage in Südgeorgien an.
Verregneter Sonnenaufgang
Nach einer Schrecksekunde war klar, wir wurden wirklich um diese Zeit aufgeweckt. Bereits um 5.30 Uhr waren wir fertig angezogen und stiegen ins Zodiac um in der Bucht Gold Harbour an Land zu gehen. Das angesagte wunderbare Wetter, das unsere Expeditionsleiterin mit gut gelaunter Stimme beim Weckruf verkündete, betraf wohl nur den Wind. Also es gab ruhiges Meer und wir konnten gemütlich am Strand von Gold Harbour anlanden. Den Sonnenaufgang konnten wir allerdings aufgrund des leichten Regens weder sehen noch irgendwie wahrnehmen. Erst als der Regen ab und zu eine winzige Pause einlegte, konnten wir an den Schatten erkennen, dass die Sonne wohl doch schien.
Brütende Königspinguine
Da wir noch immer in Südgeorgien waren, gab es auch an diesem Strand Königspinguine zu bestauen. Hier liefen nur noch wenige im braunen Pelzmantel herum. Also die meisten Jungtiere hatten sich inzwischen gemausert und erstrahlten bereits im eleganten Königspinguindesign. In dieser Kolonie gab es allerdings auffallend viele Pinguine, die gerade brüteten. Immer wieder blitzte unter den Bauchfalten, die mit dem Schnabel kurz angehoben wurden, ein Ei hervor. Darum war es hier extrem wichtig, ausreichend Abstand zu den in großen Gruppen zusammen stehenden Pinguinen zu halten. Denn die werdenden Elterntiere würden sehr unruhig und gestresst sein, wenn man ihnen beim Brüten zu nahe kommt. Zum Glück respektierten das auch alle anderen Mitreisenden.
Wie sich so Königspinguine aufregen können, konnten wir beobachten, als ein Skua sein Glück beim Eier stehlen versuchte. Er wurde in diesem Fall erfolgreich vom Geschrei der Pinguine vertrieben.
Seeelefanten im Kampftraining
Genauso respektvoll hielten wir Abstand zu den Seeelefanten. Der Strand war voll von jugendlichen Seeelefanten, die ständig ihre Kräfte miteinander maßen. Hoch aufgerichtet, ineinander verkeilt und das Maul weit aufgerissen warfen sie ihre Körper aneinander wie japanische Sumoringer. Mit diesen Kämpfen üben sie für später. Denn wenn die männlichen Tiere erwachsen sind, wollen sie Beachmaster werden. Beachmaster sind die großen erwachsenen Bullen mit Harem, die laufend ihre Konkurrenten im Kampf abwehren müssen. Während ältere Bullen von Narben und Verletzungen gezeichnet sind, waren die jungen Bullen am Strand von Gold Harbour erst im leichten Training und damit noch unversehrt.
Jedenfalls sah es recht anstrengend aus, wenn die Seeelefanten miteinander rangelten oder sich am Strand fortbewegten. Wenn sich so ein Tier in Bewegung setzt, wabbelt der ganze Koloss dahin. Wir konnten sehen, wie die tonnenschweren Masse in Schwung gerieten und verstanden, dass die Tiere bereits nach kurzen Strecken wieder regungslos herum lagen, um sich zu erholen.
Trocken legen
Als unsere Handschuhe nach zwei Stunden regennass trieften und sich das feuchte Wetter zunehmend unangenehm anfühlte, ging es zurück zum Schiff. Wir legten uns trocken, verteilten die nassen Teile in der Kabine zum Trocknen und genossen dann in aller Ruhe unser Frühstück. Bevor wir mit dem Schiff ablegten, stoppte der Regen endlich. Die Wolken zogen sich zurück und legten den Blick auf einen Gletscher mit wunderschön blau schimmernder Abbruchkante frei. Außerdem sahen wir wieder einen großen Eisberg herum treiben.
Ein Gedanke zu „Gerangel um den Beachmaster-Titel am Strand von Gold Harbour“
Wir können im warmen trockenen Wohnzimmer sitzen und die tollen Berichte lesen und Fotos anschauen.
Ihr armen ward schon durchnässt und halb eingefroren nach dieser Tour. Großes Lob und Dankeschön für die tollen Aufnahmen !
Lg Lilly