Das Schönste am Aufwachen an diesem Morgen war, dass jetzt endlich meine Rückenschmerzen vorbei sind. Leider hatte ich mir am Tag vor der Abreise das Kreuz verrissen und musste mich die ersten beiden Tage mit Schmerztabletten retten. Ab sofort macht das Frühstück auf der Dachterrasse unseres Riads gleich noch mehr Freude.
Zuckerschock in Marokko
Essentechnisch ist Andreas hier in Marokko gut aufgehoben, weil es hier total viel Süßes gibt. Egal ob Minztee, Früchte, Joghurt oder Weckerln, so gut wie alle Bestandteile des Frühstücks sind picksüß. Als kleinen Ausgleich habe ich mir ungezuckerten Minztee und Salz bestellt. Was bei den Marokkanern zumindest leichte Verwunderung hervorruft.
Ledergerber-Viertel
An diesem Tag führte unser erster Weg an den östlichen Rand der Medina von Marrakesch, nämlich zu den Ledergerbern. Dort ging es entspannter zu, als wir gelesen/gehört hatten. Man darf in das von einer Mauer umgebene Viertel zwar nicht alleine hinein, doch für ein paar Dirhams gibt es neben dem Guide auch ein paar Minzeblätter.
Die Minze soll helfen, den Gestank der Gerbermittel zu übertünchen. Für uns wäre das gar nicht unbedingt notwendig gewesen, denn für unser Empfinden hat es gar nicht so arg gerochen.
Betontröge zum Gerben
Der Guide zeigte uns nicht nur den Weg zu den großen in den Boden eingelassenen Betontrögen, in denen die Lederhäute bearbeitet werden, sondern erklärte uns auch genau, wie die einzelnen Arbeitsschritte des Ledergerbens aussehen. Der alte Mann erklärte er uns, dass hier ausschließlich mit mit natürlichen Materialien gearbeitet wird und mischte dabei in sein Englisch stolz Wörter wie „Schaf“, „Ziege“, „Dromedar“ und „Vogelscheiße“.
Außerdem brachte er uns zu einem Balkon, von den wir den perfekten Überblick über die Gerber- und Färbetröge hatten und in Ruhe und so lange wir wollten Fotos vom Gelände machen konnten.
Natürliche Lederbearbeitung klingt zu harmlos
Der Rundgang durchs Gerberviertel war schon interessant, weil wir so etwas noch nie gesehen haben. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass Leder gerben eine erfüllende Tätigkeit ist und vor allem erscheint sie mir nicht gerade besonders gesund. Im Gegenteil sieht es nach einer sehr schmutzigen Arbeit aus und die Arbeiter hatten kaum Schutzkleidung und schon gar keinen Schutz gegen das Einatmen von giftigen Dämpfen. Jeden Tag zwischen Tierfellen und Materialen wie Ammoniak, Schwefel, Kalk oder Vogelmist zu verbringen ist definitiv ungesund. Andreas weiß als Chemiker auch, dass Gerber schon immer ein großes Risiko für Milzbrandinfektion hatten und haben. Da klingen die natürlichen Färbemittel wie Mohn, Safran, Indigo oder Minze recht harmlos. Ob der Färbevorgang angenehmer ist, bezweifle ich allerdings.
Zum Abschluss führte uns unser Guide natürlich noch in ein Lederwarengeschäft in dem wir nur kurz mit dem Verkäufer plauderten, bevor wir dann wieder Richtung Innenstadt weiterzogen.
Ein Gedanke zu „Im Gerberviertel“
Das ist schön wenn du wieder schmerzfrei bist ,sowas braucht man nicht und schon gar nicht im Urlaub.
Ojeh,süsses Frühstück,das wäre auch nichts für mich.
Das ist eine Hardcore Arbeit und gesundheitsgefährdend noch dazu, nicht zum Beneiden.