Japans Toiletten stehen unter Strom

In Japan wurden Toiletten zu einem wirklich nennenswerten Thema, das ich sonst unerwähnt lasse. Einerseits, weil es wahrscheinlichen niemanden interessiert und andererseits, weil es sich im Normalfall von unserem nicht großartig unterscheidet. Bisher war die einzige Ausnahme Malaysia. Dort habe ich mich immer wieder gefragt, wie man ohne Toilettenpapier nur mit einem Wasserschlauch sauber und vor allem trocken werden kann. Dieses Rätsel habe ich bisher auch noch nicht entschlüsselt.

Was ich aber ganz genau weiß und kennen gelernt habe, ist das Toilettenwesen in Japan. Ich kann gleich vorweg schicken, es ist vorbildlich. Ein Standard, den ich bis dato in noch keinem anderen Land der Welt, das ich bereist habe, gesehen habe.

Import / Export

 Ich weiß gar nicht, wo ich mit meinen Ausführungen beginnen soll. Es fängt auf jeden Fall mit dem für mich wichtigstem Detail an, dass es hier überall eine hohe Dichte an Toiletten gibt. Das bedeutet, wo immer man unterwegs ist, findet man sofort ein WC, wenn man es braucht. Und jedes ist ohne Gebühr benutzbar. Am beeindruckendsten dabei ist, dass alle Toiletten immer sauber und gepflegt sind. Zudem gibt es mindestens auf den Damentoiletten überall ausreichend Toilettenpapier. Das ist total praktisch und entspannend, wenn man, wie beim Sightseeing, ständig unterwegs ist.

Genauso hoch wie die Toilettendichte ist die Dichte der Vendingmachines. Also die Teile, wo man eine große Auswahl an kalten und warmen Getränken hat. Somit ist gewährleistet, dass man jederzeit oben etwas hineinschütten und unten herauslassen kann.

Warmer Popo

Mein Favorit der Toilettenfeatures ist die beheizte Klobrille. Bis Japan wusste ich gar nicht, dass es das gibt bzw. das so etwas möglich ist. Und da mir ständig kalt ist, ist es eine wahre Wohltat, dass ich gerade bei herunter gelassener Hose nicht noch mehr frösteln muss, sondern mich erwärmen kann. Für alle, die jetzt einwerfen, dass sie sich sowieso nie auf eine fremde Klobrille setzen würden, muss ich entgegenhalten, dass es hier kein Problem ist. Entweder gibt es diese Papierauflagen oder meist ein Desinfektionsspray. Oft sogar mit ganz genauer Anleitung, dass man rund 50 cm Toilettenpapier abreißen soll, danach das Spray auf das Papier sprüht, anschließend die Klobrille abwischt und natürlich dann dieses Papier in die Toilette schmeißt. Somit kann man gar nichts mehr falsch machen.

Unter Strom

Nicht nur für die Beheizung der Klobrille, sondern auch für einige andere Funktionen braucht es Elektrizität. Und deswegen ist hier jede Toilette nicht nur ans Wasser sondern gleichzeitig an den Strom angeschlossen. Manche Toilette ist mit einer so umfangreichen Steuerungseinheit ausgestattet, dass man schon fast eine Anleitung für das Verwenden der Steuereinheit bracht. Oder man ist mutig und probiert einfach alles aus.

Künstliche Geräuschkulisse

Das lustigste aller Feature war für mich die Geräuschkulisse Toilettenspülung. Wenn man diese Taste startet, beginnt so lange ein Rauschen wie das Geräusch der Spülung zu ertönen, ohne Spülung. Wenn man das Geräusch ausschaltet, gibt es ein Fade Out des Geräusches. Ich habe auch Toiletten erlebt, die mit dem Geräuschkulissensound beginnen, sobald man sich hinsetzt. Diese Funktion ist aber nicht dazu gedacht, dass man animiert ist und leichter Pipi machen kann. Der Grund ist viel mehr, dass sich in Japan vor allem Frauen genieren, wenn man ihre Geräusche beim Geschäft verrichten wahr nimmt. Deshalb haben früher viele permanent die Spülung betätigt. Um den damit einhergehenden immensen Wasserverbrauch zu reduzieren erzeugt man nun dieses Geräusch künstlich, jeder kann sein Geschäft inkognito verrichten und alles ist gut.
 

Nicht herausgefunden habe ich wozu das Spülen, das einsetzt sobald man sich auf die Klobrille setzt gut sein soll. Als Ersatz für die Geräuschkulisse Toilettenspülung wird es wohl nicht sein, da es nach einiger Zeit von selbst stoppt und es bei diesen Toiletten trotzdem einen Knopf für das Starten der Geräuschkulisse gibt.

Mit dabei ist sind so gut wie immer auch die Funktionen Waschen Bidet und Waschen Spray sowie Trocken. Natürlich kann man dazu die Wassertemperatur und den Wasserdruck regulieren. So wie man auch die Temperatur der beheizten Klobrille einstellen kann. Wie jede herkömmliche Toilette haben diese hier natürlich auch eine Spülung. Manchmal setzt die automatisch ein, wenn man aufsteht. Doch meist hat sie einen Sensor an der Wand, den man nur leicht berühren oder überhaupt nur kurz die Hand davor halten muss. Genauso wie bei Seife und Wasser, die mittels Sensoren arbeiten.

Schlussendlich hat so manche Hightech-Toilette einen Sensor gesteuerten Klodeckel, der sich dann automatisch öffnet und schließt. Die Krönung ist die mp3-Player-Funktion, die ich selbst aber nicht gesehen habe.

Und dann gibt es immer wieder einige Überraschungen, die zwar nicht üblich, aber doch interessant sind. Beispielsweise der speziell für Schirme konzipierte Haken. Oder die vielen Abteile und fast schon Räume in Damentoiletten zum Aufhübschen.

Für uns war es immer wieder einmal schwer in die Toilette hinein und heraus zu kommen, weil sie für uns als Europäer doch etwas eng sind. Doch das war wirklich die einzige Herausforderung.

Abschließend muss man sagen, dass die Japaner viel Wert auf Sauber- und Reinlichkeit. Da kann man den Desinfektionsspray oder die Desinfektionshandcreme getrost zu Hause lassen.

Share this:

Ein Gedanke zu „Japans Toiletten stehen unter Strom

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert