Kommerz-Bergdorf Jiufen

Dieser Tagesausflug, zu einem angeblich pittoresken Ort, den man gesehen haben sollte, und der überall angepriesen wird, führte uns in die Berge nordöstlich von Taipei.

Lange, kalte Anreise

Bereits der Bus zum Bergdorf war extrem unterkühlt und tingelte ziemlich lange durch die Gegend. Nach über einer Stunde durch den morgendlichen Stau in Taipei, unzähligen Stopps in sehr ländlichen Dörfern, die trotzdem alle mit elektronischen Anzeigetafeln ausgestattet sind, und einem Stopp in Ruifang, wo der Großteil der Touristen zustieg, landeten wir endlich in Jiufen. Alle, die aus dem Bus purzelten, schoben sich sofort weiter in die Old Street, also jenes Gässchen, das die eigentliche Sehenswürdigkeit von Jiufen ist.

Hallstadt lässt grüßen

Wir sind extra vormittags und unter der Woche gekommen, weil wir wissen, dass ab Mittag und am Wochenende die Menschenmenge immer größer wird. Doch die Anzahl der Leute habe ich eigentlich gar nicht so arg empfunden. Viel mehr hat mich überrascht, wie extrem kommerziell hier alles gestaltet ist. In der schmalen, überdachten Straße, die das Highlight von Jiufen ist, gibt es ausschließlich Touristen-Lokale und Souvenirgeschäfte. 

Das angepriesene entzückende, hübsche Dörfchen mit Teehäusern haben wir nicht wirklich entdecken können. Viel mehr sind uns viele verschmutzte und heruntergekommene Ecken und der Lärm, der aus Musik und Geschrei bestand, unangenehm aufgefallen. Auch im Kaffeehaus, wo wir unseren Frühstückskaffee tranken, trällerte laute amerikanische Feelgood Musik. Mich erinnert das total an Doris Day Filme aus meiner Kindheit, was etwas kurios ist, da die Musik überhaupt nicht mit den Bildern von hier zusammen passen. Jedenfalls stelle ich mir vor, genauso muss es wohl mit dem Tourismus in Hallstadt sein.

Kleines Lokal statt großes Teehaus

Deshalb setzten wir uns, statt in ein großes, überlaufenes Teehaus, in ein kleines Lokal auf eine kleine Terrasse, von der wir einen guten Blick auf die besagten berühmten Teehäuser hatten. Leider wirkten die aber lange nicht so malerisch, wie auf manchen Fotos gezeigt. Im Hintergrund schrillte laut Song-Contest-artige Musik. Und wir sahen genau auf die Straße, die auch wir mit dem Bus gekommen waren, wo sich hinter jedem Autobus eine Schlange mit Autos bildete, die sich langsam hinaufarbeiteten.

Schön war auf jeden Fall der Blick auf die grün bedeckten umliegenden Berge sowie aufs Meer.

Abseits entspannen

Wir verließen bald die Old Street, bogen mehr in Seitengassen ein und spazierten schlussendlich an den Rand und aus dem Örtchen heraus. Hier war es schön ruhig. Kaum Menschen und keine Lärmkulisse. Sehr angenehm. Da in Jiufen früher nach Gold gegraben wurde, gibt es hier noch ein paar alte Stollen. Doch alle Eingänge die wir fanden, waren verschlossen und offenbar schon ganz lange verlassen. Dafür haben wir ein wirklich entzückendes Kaffeehaus am äußersten Rand von Jiufen gefunden. Dort war es sehr gemütlich, entspannt und ruhig. Danach marschierten wir noch einen Wanderweg entlang, wo wir alte, verlassene Gräber entdeckten. Im Grünen, mit Blick auf das Dorf Jiufen, den Wald und aufs Meer, war es richtig angenehm und nichts mehr von der Jiufen Old Street zu merken.

Taro Bällchen

Am Rückweg zum Bus probierten wir noch Taro-Balls, die man hier unbedingt essen sollte. Aus unserer Sicht sind die ziemlich geschmacksfrei, ebenso wie der dazu servierte Soja-Pudding. Nur die roten Bohnen hatten einen guten Geschmack. Deshalb unser Fazit: Taro-Bällchen kann man probieren, muss man aber nicht.

Da der Bus bei der Rückfahrt nach Taipei genau vor dem Raohe Nachtmarkt hält, haben wir uns dort dann gute Sachen zum Abendessen gesucht.

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Ein Gedanke zu „Kommerz-Bergdorf Jiufen

  1. Also, nur für den Fall, dass man das aus Susannes Bericht nicht herauslesen kann…
    Für Jiufen gilt das gleiche wie für die Taro-Bällchen: Kann man besuchen, muss man aber nicht.
    Es hat sich für uns jedenfalls überhaupt nicht erschlossen, wieso dieser Ort in zahllosen Instagram- und Youtube-Beiträgen dermaßen gehypet wird. Möglicherweise kann er abends, wenn die vielen roten Laternen leuchten, etwas mehr. Aber tagsüber ist von dem Pittoresken kaum etwas zu erkennen. Und somit bleibt durch die Old Street schieben, Souvenirs kaufen und Tee trinken. Ach ja, und auf der Bucket-List ein weiteres Hakerl setzen.

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