Bei einem Japan-Besuch muss irgendwann der Touristenklassiker Kyoto am Programm stehen. Das kulturelle Herz Japans wird jährlich von 58 Millionen Interessierten besucht. So auch von uns. Also starteten wir wieder von Osaka. Den richtigen Zug zu finden ist inzwischen ein Kinderspiel für uns und auch das Wetter ist ideal. Ganz im Gegensatz zu dem beschaulichen Nara wuselt es hier schon am Bahnhof und auch in der Touristinfo vor Menschen. Den Stadtplan, der gefühlte 1000 Tempel eingezeichnet hat, die für mich scheinbar auch noch alle fast idente Namen haben, studierten wir fast eine Stunde bei einem Frühstückskaffee.
Geldbörse liegen gelassen
Und dann ging es auch schon mit der U-Bahn los. Unter so vielen Menschen irgendwie konzentriert auf die Stationen und gleichzeitig mit „Leute schauen“ beschäftigt, war ich offenbar irgendwann etwas unkonzentriert. Als ich aussteigen wollte tippte mir ein junger Japaner auf die Schulter und gab mir mein Geldbörsel in die Hand, das ich offenbar auf meinem Sitz liegen gelassen habe. Ich habe mich total gefreut und bin immer wieder überrascht, wie großartig die Japaner sind. So wie es aussieht, entwenden sie nichts. Im Normalfall lassen sie Fremdes einfach da wo es ist. Und so wie in diesem Fall, tragen sie es aktiv nach. Und das sogar, wenn es sich um eine Geldbörse handelt.
Touristisch perfekt
Der Bus zum Highlight „Goldener Tempel“ zeigte uns gleich, wie professionell sich diese Stadt auf Touristen eingestellt hat. Alle Durchsagen erfolgen immer auch in Englisch. Zudem sind am Bildschirm permanent Informationen wie Station, welche Sehenswürdigkeiten es gibt, welche Station als nächstes kommt, wie viel die Fahrkarte kostet und wie man beim Aussteigen bezahlt, zu sehen.
Kutshi
Ich nenne ihn Kutschi. Eigentlich heißt er Kinkakuji und für die Touristen wird er Goldener Tempel genannt. Der stand als erstes auf unserer Agenda. Wir waren schon neugierig wie so ein gehypter Tempel wohl wirklich aussieht. Und ich finde, er wird zu recht auf jede Touristenroute gesetzt. Es ist ein wirklich wunderschöner Tempel, der sich schon von anderen abhebt. Es ist natürlich sehr hübsch, dass er ganz Gold ist, doch noch beeindruckender ist es, dass er in einem See steht und sich so sein Abbild darin spiegelt. Wenn da nicht die vielen anderen Touristen wären, wäre es ein hübsches lauschiges Plätzchen. So ist man nicht alleine dort. Doch wie die Besichtigung organisiert ist, ist so perfekt, dass es trotz der vielen Leute nie unangenehm voll ist. In Wegen durchschleust, wie in meinen Kindertagen durch den Billa, gab es keinerlei Gedränge und viele schöne Fotomotive.
Kiki
Anschließend probierten wir es wieder einmal mit einem Kaiserpalast. Nur der in Kyoto kann gar nichts und ist auch fast menschenleer. Nach einem kurzen Abstecher sind wir deshalb weiter zum Kiki gefahren. Kiki heißt eigentlich Kiyomitzu und liegt auf einem Hügel. Wir haben hier eine faszinierende Tempelanlage gesehen, die angeblich ohne einen einzigen Nagel gebaut wurde. Da wir am späten Nachmittag dort waren, konnten wir den Tempel in einem wunderbaren Sonnenuntergang versinken sehen. Die Sonne verschwindet so um 18 Uhr. Das ist auch die Schließzeit des Tempels. Wie schon gesagt, eine große Anlage. 30 Minuten bevor Schluss ist wird man plötzlich mit Durchsagen beschallt. Echt eigenartig, weil man vorher auch keinen einzigen Lautsprecher wahrgenommen hat. Punkt 18 Uhr sind dann eine ganze Menge an Tempelwächtern da, die alle Leute hinaus treiben. Es ist eigentlich zum Schmunzeln, dass in einer so ehrwürdigen Tempelanlage das Gelände auf so rüde Art geleert wird.
Sake-Trinken in Gion
Wenn schon Kyoto, dann muss es natürlich auch ins Geisha-Viertel Gion gehen. Zur Dämmerung kamen wir in die Gässchen mit den niedrigen, hübschen, original erhaltenen Häusern in recht schummrigem Licht an und haben einen wunderbaren Eindruck gewonnen, wie es sich hier abgespielt haben muss, als Geishas noch das Straßenbild prägten. Abschließend hatten wir noch ein ganz tolles Essen mit den verschiedensten typisch japanischen Speisen, Kitsune Udon, Tempura, Sashimi usw. Danach wurde ich mit heißem Sake betrunken gemacht. Kampei!