In Pangandaran bin ich die 2 km zum Busterminal zu Fuß gegangen. Ist ja zeitig gewesen. Doch trotzdem die Sonne noch tief stand, war es recht schweißtreibend. 10 Minuten später fuhr auch schon der Bus nach Banjar los. Für Preise und Fahrzeiten orientiere ich mich ja immer an meinem Reiseführer und im Großen und Ganzen kommt das auch immer ziemlich gut hin. Fahrzeit 2 statt veranschlagten 1,5 Stunden – mit recht beherztem Fahrstil durch die kurvige Landschaft – ist deshalb auch ganz ok. So war ich um 8.30 Uhr in Banjar, von wo aus angeblich Busse nach Yogya gehen.
Beim Aussteigen, als ich noch ein Bein im Bus hatte, sind wieder ein paar Typen über mich hergefallen. Jeder will wissen, wohin ich will, damit er mir dementsprechend sein Taxi, seinen Minibus oder was auch immer anpreisen kann. Mit der Info, dass ich nach Yogya will, wollten sie mich wieder mal in einen Bus verfrachten, auf dem irgendwas draufstand, nur nichts, was ich kenne und der gerade am Abfahren war. Ich sollte dann einfach später umsteigen. Das wollte ich in diesem Fall nicht, weil ich dann vielleicht wieder irgendwo im Nirvana lande.
Also habe ich mir Zeit gelassen und ein bisschen herum gefragt. Schlussendlich war die einheitliche Information die, dass um 10 Uhr ein Bus über Yogyakarta nach Solo fahren sollte. Wobei mir nicht klar war, wo dieses Mandala sein soll, von dem der eine Mann immer sprach, der mir in Ruhe den Fahrplan erklärte und dem ich immer die Karte unter die Nase hilt, damit er mir auch Mandala zeigt. Tja, peinlicher geht es wohl nicht – nach Ewigkeiten fand ich nämlich heraus, dass das der Name der Busgesellschaft ist.
Diesmal haben mir auch alle erzählt, ich sollte das Ticket schon vorab kaufen. Eigentlich ist das unüblich. Ich habe es dann doch getan und ein bisschen beobachtet, was die anderen Leute zahlen, die direkt im Bus kaufen. So wie es aussieht, dürfte der Preis, den ich gezahlt habe, gepasst haben. Man weiß ja hier nie so genau 😉
Der Mann, der mir den Fahrplan erklärt hat, hat mir dann meine 1,5-stündige Wartezeit ein bisschen verkürzt, weil er mit mir geplaudert hat. Ich habe dabei versucht, alle meine indonesichen Vokabeln, die ich kenne, anzubringen. Sind allerdings noch immer nicht so viele. Etwas erstaunt war ich dann, als er mir erzählte, der Bus würde 8 Stunden bis nach Yogya brauchen. Mein Reiseführer sagt 5. Trotzdem sollte es sich ausgehen, dass ich bis um 18 Uhr da bin, weil der Bus ja um 10 Uhr losfährt. Er war dann auch sehr pünktlich und ich guten Mutes.
Im Bus war es dann etwas ambivalent für mich. Desto weiter ich Richtung Osten reise, um so entspannter und lustiger sind die Menschen. Selbst die fliegenden Händler und Musiker sind nicht so aufdringlich und auch zahlenmäßig viel geringer. Also eigentlich ist das viel erträglicher und entspannter. Und der Blick nach draußen auf die vielen Reisfelder hat auch etwas entspannendes.
Eigenartig war allerdings, dass der Fahrkartentyp den ganzen Bus mit irgend einem Raumspray besprüht hat. Gleichzeitig spielte es im Bus Musikvideos. Auf mich machten sie von der Aufmachung her ein bisschen den Eindruck wie indische Filme. Doch da bei einigen Songs die Fahrgäste mitgesungen haben, muss das wohl indonesiche Musik sein.
Noch heftiger als sonst war diesmal der Kuschelfaktor. Eng ist es in diesen Bussen sowieso, weil sie 5 Sitze in einer Reihe haben. Vom Platz würden sich da gerade mal 10-jährige Kinder ausgehen. Doch jeder hat dann auch noch Gepäck mit. Und Leute werden mitgenommen, so lange welche zusteigen. Es war heute nach einiger Zeit so eng, dass ich nicht einmal mehr meinen Fotoapparat rausnehmen konnte, um die echt enge Szenerie festzuhalten. Und auch der Gangplatz, den ich immer bevorzuge, hat mir kaum Bewegungsfreiheit verschafft. Auf jeden Fall kann man nicht umfallen. Andererseits schmerzen dann von der eingeklemmten Haltung – vor allem bei über 14 Stunden Fahrt – schon die Beine bzw. das Sitzfleisch 😉
Um ein Gefühl zu bekommen, wo wir gerade sind, habe ich versucht, auf der Landkarte mitzuschauen. Allerdings ist das auch eine Herausforderung. Natürlich nicht das Karten lesen, sondern heraus zu finden, wo wir gerade sind. Denn es gibt hier keine Orttafeln. Also habe ich versucht, auf den Folien, die einige Geschäfte mit Name, Adresse, Telefonnummer usw. aufgespannt haben, den Ort herausfinden. Meist ist mir das ganz gut gelungen, doch als es finster wurde, konnte ich natürlich nichts mehr lesen. Dann war es quasi nur mehr eine Geisterbahnfahrt für mich.
Durch das mitlesen habe ich relativ rasch herausgefunden, wie langsam wir unterwegs sind. Also wurde ich langsam etwas unrund. Dann kamen wir nach Purwokerto. Laut meinen Berechnungen mit Landkarte, bisher gefahrener Zeit und Fingerbreiten, sollte sich die Fahrt, wenn schon nicht in 5 zumindest in den 8 Stunden ausgehen. Tja, so war es nicht. Der Bus fuhr in Purwokerto zum Terminal und hat sich dort eingeparkt. Eigentlich ganz gut, weil eine Toilettenpause hatte ich eh schon dringend notwendig. Also bin ich rasch aus dem Bus gehechtet, habe ihn mir noch genau angesehen und mir die Nummerntafel eingeprägt und bin rasch aufs WC. Das ist nämlich wie beim Tauchen, da muss man sich das Boot auch immer von außen ansehen, damit man das richtige wiederfindet. Da der Bus noch mit offenen Türen dastand, habe ich mir noch etwas zu essen gekauft und bin dann wieder rein und habe auf die Abfahrt gewartet. Und das ziemlich lange. Erst nach 1,5 Stunden ist der Bus weitergefahren. Da war ich dann nicht mehr unrund, sondern schon ziemlich gestresst.
Als es dann 17.30 Uhr war und wir noch recht weit weg von Yogya waren, habe ich dann – zumindest für mich – eine Meisterleistung vollbracht. Ich habe im Guesthouse angerufen. Nicht nur, dass ich es sowieso hasse, Fremde anzurufen, dann alles in Englisch während im Hintergrund die pseudoindische Musik auf Hochtouren läuft und mir dann noch alle im Bus zuhören. Kurz war ich beruhigt, den später zu kommen ist bis 21 Uhr kein Problem. Als der Kartenverkäufer vorbei kam, fragte ich, wie lange es noch bis Yogya wäre. Seine Antwort: 5 Stunden. Jetzt war ich schon mehr als beunruhigt und sah mich schon ohne Zimmer um Mitternacht in Yogya im Regen stehen.
Immer wieder habe ich nun versucht, vielleicht doch noch ein Schild irgendwo zu erkennen, um zu erahnen, wo wir gerade sind. Der Mann mit dem Vogelkäfig, der schon seit Beginn schräg hinter mir saß, dürfte meine Unruhe dann irgendwann bemerkt haben und sagte mir um 18.30 Uhr, dass ich bald da wäre. Irgendwie passte das zwar nicht, aber er hat mir dann alle 10 Minuten einen Countdown gegeben, der schlussendlich stimmte. Um 20.20 Uhr konnte ich endlich aussteigen. Dann checkte ich mir ein Taxi, stand um 20.45 Uhr bei der Rezeption und habe mich total gefreut, als mich die Rezeptionistin freundlich begrüßte, ob ich Susanne sei. Da wusste ich, jetzt ist alles in Ordnung und war sofort wieder entspannt.
Als kleinen Zuckerguss habe ich auch noch ein ur schönes Zimmer und schon sind alle Anstrengungen der Marathonfahrt vergessen!!!