Woran denkt man wenn man „Japanisch essen“ hört? Sicher, die meisten kennen noch mehr japanische Speisen als nur Sushi und Sashimi. Aber trotzdem wird’s wohl die erste Assoziation sein. Oder?
Nun, Susanne und ich essen gerne Sushi und Sashimi und daher wollen wir natürlich unbedingt wissen wie es dort schmeckt wo’s ursprünglich herkommt. Also ‚rein in die nächste Sushibar, oder wie auch immer die in Japan heißen mag, und… Hmm, aber wo sind die? Wer denkt, dass man in Japan, egal ob Tokyo oder Osaka, an jeder Ecke Sushi essen kann, der irrt gewaltig. Wir haben öfter einen McDonald’s oder einen Starbucks gefunden, als ein Lokal das Sushi und Sashimi anbietet. Noch viel öfter findet man Lokale die Ramen, Teriyaki, Tempura oder andere frittierte Dinge, die keiner kennt anbieten. Aber nach Sushi mussten wir wirklich lange suchen. Wenn wir sie aber endlich gefunden haben, dann waren sie immer vorzüglich. Weniger Reis, als bei uns. Mehr Fisch, als bei uns. Und der Fisch schmeckt irgendwie intensiver und frischer, zumindest kommt uns das so vor, kann aber auch mit dem Umstand zusammenhängen, dass wir hier auf Urlaub sind.
Eine weitere Kuriosität; während bei uns in Österreich bald jedes zweite Sushi-Lokal auf „Running Sushi“ und auf „Flat Rate“ setzt, findet man das hier in Japan gar nicht. Die meisten Sushi-Bars funktionieren nach dem herkömmlichen Bestellen-Servieren-Essen-Prinzip. Und die wenigen Running-Sushi-Lokale die wir bisher entdeckten arbeiten alle mit dem Bunte-Teller-Sammel-System, bei dem Du genau das bezahlst was du isst.
Kaitenzushi
Running Sushi heißt hier „Kaitenzushi“ und ist eine Erfindung eines Restaurantbesitzers aus Osaka, der das Problem hatte, dass er in der Mittagspause der Arbeiter der umliegenden Fabriken nicht so schnell die erforderlichen Menge an Sushi zubereiten und servieren konnte, wie Nachfrage bestand. Beim Besuch einer Bier-Abfüllanlage kam ihm die Idee, die Sushi ebenso zu seinen Gästen zu befördern wie die Bierflaschen zur Befüllung gelangen. Den Durchbruch erlangte seine Idee aber erst viele Jahre später bei einer Messe/Ausstellung in Osaka. Und viele ältere Japaner stehen diesem Prinzip auch heute noch eher skeptisch gegenüber.
Die bisher besuchten hiesigen Kaitenzushi-Lokale unterscheiden sich von den unsrigen aber durch noch zwei Merkmale.
Zum einen die Bestückung des Förderbandes. Während bei unserem Running Sushi auch Jomo-Bisquitrouladen, Obst und Eierreis transportiert werden, fahren in Japan fast ausschliesslich Fisch bzw. Meeresfrüchte spazieren. Und zwar immer mehrere Tellerchen mit dem Gleichen hintereinander, angeführt von einem Teller mit einer ungefähren Beschreibung des nachfolgenden Getiers (auch in unserer Schrift und in Englisch).
Chor im Sushi-Lokal
Zum anderen die Akustik im Lokal. Wenn neue Gäste das Lokal betreten und von einem der Platzzuweisungs-Fräuleins eingewiesen werden, plärrt diese etwas in den Raum. Wir vermuten eine der langen und höflichen Begrüßungsfloskeln. Daraufhin rufen alle anderen Bediensteten, also die anderen Fräuleins und die Sushi-Kneter, eine ähnliche, etwas kürzer Floskel quer durch den Raum.
Ähnliches passiert, wenn die Sushi-Kneter eine neue Charge von Getier aufs Förderband platzieren. Der Platzierer ruft dabei etwas den Raum und alle anderen Bediensteten wiederholen das lautstark. Wir vermuten, dass es sich um die Bezeichnung der eben auf die Reise geschickten Speisen handelt.
In grösseren Lokalen mit höherer Gäste- und Sushi-Fluktuation führt all dies zu einem bald pausenlosen Sing-Sang-Dialog zwischen den Bediensteten. Wir haben auch schon miterlebt, dass einem der Fräuleins dabei die Stimme versagte und nur noch ein leises Gekrächze übrigblieb – was uns zum Glück einen neuerlichen Gehörsturz ersparte.